Rund die Hälfte aller privat gekauften Neuwagen wird nicht bar bezahlt. Kein Wunder, denn im Schnitt legten Neuwagenkäufer mehr als 36.000 Euro auf den Tisch des Autohauses (Stand 2020). So viel Geld hat kaum jemand auf der hohen Kante. Hersteller, Händler und Kreditinstitute bieten verschiedene Optionen einer Finanzierung. Doch welche ist die günstigste? Das hängt unter anderem davon ab, was am Ende der Kreditlaufzeit mit dem Auto passieren soll. Wer in diesem Punkt unschlüssig ist, greift zur Drei-Wege-Finanzierung. Hier bleiben bis zum Schluss alle Optionen offen.
Vertragsgestaltung entspricht dem Modell „Ballonkredit“
Der Neuwagenkredit in Form der Drei-Wege-Finanzierung entspricht grundsätzlich dem bekannten „Ballonkredit“, einer beim Autokauf weit verbreiteten Finanzierungsform. Seinen Namen trägt er wegen einer hohen letzten Rate des Darlehens nach bis dahin konstanten Monatsraten. Die Zahlung des Kaufpreises erfolgt beim Ballonkredit in drei Etappen:
- Der Kunde macht eine Anzahlung oder gibt sein bisheriges Fahrzeug in Zahlung. Das mindert von Anfang an die Kreditsumme und wirkt sich damit positiv auf die Gesamtkosten des Darlehens aus. Je höher die Anzahlung, desto geringer ist der Darlehensbedarf und damit auch die Zinsen.
- Ein Teil des zu finanzierenden Betrags wird in gleichmäßigen Raten zurückgezahlt. Die Kalkulation erfolgt so, dass sich Tilgung und Zinsen immer denselben Monatsbetrag ergeben. Anfangs wird wenig getilgt, weil die Zinslast noch hoch ist, später kippt das Verhältnis zugunsten einer höheren Tilgung. Beim Drei-Wege-Kredit sollte der regelmäßig zu tilgende Teil dem Wertverlust des Autos während der Tilgungsphase entsprechen. Üblich sind zwei bis vier Jahre, also 23 bis 47 Raten. Ein Monat fehlt wegen der abweichenden Schlussrate.
- Die Monatsraten in der zweiten Phase werden möglichst niedrig gehalten. Damit wird dem Kaufinteressenten auch ein teures Auto schmackhaft gemacht – es scheint finanziell erreichbar. Man darf aber nicht vergessen, dass die Rechnung nur mit einer Anzahlung und einer hohen Schlussrate, dem „Ballon“, aufgeht. Die Schlussrate wird so kalkuliert, dass sie dem Wert des Fahrzeugs zu dem Zeitpunkt entspricht, an dem die letzte Rate fällig wird.
Drei Möglichkeiten zum Vertragsende
Der Neuwagenkäufer und Darlehensnehmer darf wählen zwischen diesen drei Optionen, wenn der Kreditvertrag abläuft:
1. Er gibt das Auto zurück und braucht im Gegenzug die Schlussrate des Kredits nicht mehr zu bezahlen. Damit das Modell funktioniert, müssen die Zahlungen so kalkuliert sein, dass die höhere letzte Rate dem Restwert des Autos zur Fälligkeit entspricht. Die bisherigen Tilgungen spiegeln demzufolge den Wertverlust seit Anschaffung wider. Entscheidet sich der Kunde für die Rückgabe des Autos, entspricht der Kreditvertrag wirtschaftlich einem Leasing. Denn auch beim Leasingvertrag zahlt der Leasingnehmer nur für die Nutzung – Eigentum am Fahrzeug erwirbt er mit seinen Zahlungen nicht. Wer sicher ist, den kreditfinanzierten Pkw später nicht übernehmen zu wollen, zum Beispiel wegen Umstieg auf das Nachfolgemodell, sollte sofort beim Kauf Drei-Wege-Finanzierung und Leasingangebot vergleichen. Oft sind die Konditionen beim Leasing besser.
2. Der Kreditnehmer übernimmt das Fahrzeug und schließt eine Anschlussfinanzierung ab, um die Schlussrate begleichen zu können. Wirtschaftlich entspricht das einem Darlehensvertrag mit längerer Laufzeit, allerdings ohne Zinsgarantie für die Anschlussfinanzierung. Gegenüber einer Finanzierung ohne abweichende Schlussrate ist zwar die monatliche Belastung niedriger, die Zinsen sind aber insgesamt höher, weil ein bedeutender Teil der Schuld für längere Zeit offenbleibt. Außerdem besteht das Risiko, dass sich der Geldmarkt mittlerweile verändert hat und Kredite nur noch zu höheren Zinsen erhältlich sind. Auch eine veränderte wirtschaftliche Situation des Kreditnehmers (Arbeitslosigkeit, längerfristige Erkrankung, Rente) können die Anschlussfinanzierung gefährden. Tipp: Eine Anschlussfinanzierung gibt es nicht nur beim Autohaus, sondern auch bei jeder anderen Bank. Es lohnt, die Kondition zu vergleichen.
3. Idealerweise hat der Autokäufer am Ende der Kreditlaufzeit genügend Eigenmittel zur Verfügung, um die Schlusszahlung ohne weitere Finanzierung bezahlen zu können. Diese Option macht aber nur Sinn, wenn das benötigte Geld erst zum passenden Zeitpunkt bereitsteht. Planbar wäre etwa das Auslaufen einer attraktiv verzinsten Kapitalanlage, die nicht vorab für den Autokauf gekündigt werden soll. Erbe, Lottogewinn oder Abfindung wären nicht planbare Ereignisse, durch die man plötzlich zu Geld kommt. Normalerweise hat es keinen Sinn, auf die Schlussrate zu sparen. Können Sie Geld beiseitelegen, hätten Sie sich auch gleich für höhere Monatsraten in der Finanzierung entscheiden können. Das garantiert den Zins für die gesamte Laufzeit und vermeidet die hohe Schlussrate. Einzige Ausnahme: Sie sind zuversichtlich, beim Sparen eine höhere Rendite zu erzielen als die Kreditzinsen. Das geht aber nur mit einer risikobehafteten Anlage, etwa in Aktienfonds.
Für alle drei Optionen gilt: Achten sie darauf, dass der Restwert des Fahrzeugs zwar abhängig sein darf von einer geschätzten Kilometerleistung, von regelmäßiger Wartung in einer Vertragswerkstatt und vom einwandfreien Zustand (Unfallfreiheit), ansonsten aber garantiert ist. Verschlechterungen der Marktsituation, zuletzt erlebt anlässlich des Dieselskandals, gehen dann zu Lasten des Händlers bzw. Kreditgebers.